Wie geht es nach der Corona-Pandemie weiter in der Event- und Messebranche war die Frage, die sich die Wissenschaftler gestellt und ihre Forschungsergebnisse auf der 13. Wissenschaftlichen Konferenz Eventforschung der Technischen Universität Chemnitz vorgestellt haben. Ergänzt wurde die wissenschaftliche Diskussion durch die Zukunftsvision renommierter Praktiker. Die Konferenz erwies sich in diesem Jahr einmal mehr als DIE Plattform des Austausches von Wissenschaft und Eventpraxis und machte Mut für den Re-Start nach Corona.

Die Event- und Messebranche musste sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie in vielen Bereichen völlig neu erfinden. Das hat auch zahlreiche wissenschaftliche Fragestellungen bspw. im Kontext von digitalen und hybriden Veranstaltungen neu auf die Agenda gesetzt. Erste Forschungsergebnisse wurden auf der 13. Wissenschaftlichen Konferenz Eventforschung der Technischen Universität Chemnitz mit dem Schwerpunktthema „Events und ,The New Normal‘“ vorgestellt und diskutiert. Die Konferenz musste auch in diesem Jahr digital stattfinden und konnte mit 290 Teilnehmern noch einmal kräftig an Reichweite im DACH-Raum Deutschland, Österreich und der Schweiz zulegen. Dank der technisch perfekten Umsetzung durch die Aventem GmbH Audiovisuelle Dienstleistungen aus Hilden gelang es, das Konferenzkonzept mit 16 zugeschalteten Vorträgen und einer aus dem Studio gestreamten Live-Podiumsdiskussion so spannend zu gestalten, dass das Interesse der Teilnehmer bis zum Ende groß war und dass durch begleitende Social-Media-Aktivitäten auch während der Konferenz noch zahlreiche neue Teilnehmer interessiert werden konnten.

Die Wissenschaftliche Leiterin der Konferenz, Prof. Dr. Cornelia Zanger von der TU Chemnitz, stellte in der einleitenden Keynote die Ergebnisse der „zähl dazu“-Studie vor, die erstmals eine Veran­staltungs­landkarte für Deutschland erstellt und die Veranstaltungswirtschaft quantitativ in ihrer Wertschöpfung abgebildet hat.

In seinem visionären Vortrag „Next level marketing. How we will connect brands & people in future“ ging Colja Dams, der CEO der VOK DAMS Group aus Wuppertal, darauf ein, dass wir am Beginn eines neuen Verständnisses von Marketing und Kommunikation stehen. Er stellte die Pers­pektive der Customer Centricity und das Customer Engagement in den Mittelpunkt und zeigte an eindrucksvollen Beispielen, wie digital, hybrid und live auf der Plattform als Zukunft des Events verschmelzen. Dabei sollte nicht mit der Frage nach dem „Was“ begonnen werden, sondern immer mit „Warum“ soll das ­Veranstaltungskonzept entwickelt werden, danach kann über was und wie ­entschieden werden.

Julia Hachenthal und Matthias Schultze vom German Convention Bureau berichteten über ein spannendes Forschungsprojekt in Form eines Testlabors mit dem Titel BOCOM – Experience Borderless Communication. Durchgeführt wurden hybride Events in dezentralen Hubs in Berlin, Essen, Wien und Amsterdam. Als Handlungsempfehlungen für die Planung dezentraler Veranstaltungskonzepte wurden abgeleitet, dass alle Hubs gleichberechtigt behandelt werden müssen, die Interaktion zwischen den Hubs möglich sein muss, eine Aktivierung der Teilnehmer durch Abstimmungen und Gamification erreicht werden kann und VR-Anwendungen Interesse generieren. Weiterhin wurde im BOCOM-Testlabor deutlich, dass eine kurze Dauer von Veranstaltungen die Aufmerksamkeit garantiert, regelmäßige Pausen notwendig sind, um das Networking zu fördern und generell das Networking auch im virtuellen Raum möglich sein muss. Ebenfalls sollten in verteilten Veranstaltungskonzepten Möglichkeiten des interaktiven Austauschs wie z. B. Speed-Dating angeboten werden.

Bedürfnisse ändern sich

Mehrere wissenschaftliche Studien beschäftigten sich mit der Zukunft der Messen als Kommunikationsinstrument, das ganz besonders vom Lockdown und den eingeschränkten Reisemöglich­keiten betroffen ist und das vor der Frage nach neuen, innovativen Konzepten steht. Prof. Dr. Uwe Kleinkes und sein Team von der Hochschule Hamm-Lippstadt fragten Experten in Unternehmen aus dem B2B-Bereich nach der Messezukunft in fünf Jahren und kamen dabei zu dem Ergebnis, dass sich sowohl die Bedürfnisse der Aussteller als auch der Besucher angesichts der aktuellen Entwicklung ändern und dass Messen zukünftig sowohl analog, aber bei verkleinerter Ausstellungsfläche auch digital und hybrid sein werden. Ein visionäres studentisches Projekt an der Universität Düsseldorf stellte Angela Weyer dar, in dem ein Messestand der Zukunft für eine fiktive Leitmesse für erneuerbare Energien entworfen wurde. Susanne Schulze von der Berufsakademie Sachsen stellte eine ­Befragung zur Zukunft von Bildungsmessen nach Corona vor. 

Ein weiterer Diskussionsschwerpunkt auf der Konferenz war die Nachhaltigkeit von digitalen Veranstaltungen. Clemens ­Arnold von 2bdifferent aus Speyer stellte die Frage: Sind digitale Events wirklich nachhaltiger? Er stellte die These in den Raum, dass die meisten Menschen ungeprüft davon ausgehen, dass ein digitales oder hybrides Event immer nachhaltiger ist als ein physisches. Aber knapp 40 Millionen Tonnen CO2 jährlich verursachte allein Deutschland im Jahr 2019 durch den Betrieb des Internets und internetfähiger Geräte, und das bereits vor Ausbruch des Corona-Virus. Er stellte seinen Nachhaltigkeitsrechner vor, der es ermöglicht, die Nachhaltigkeit eines Veranstaltungskonzeptes zu berechnen. Prof. Dr. Jan Drengner von der Hochschule Worms setzte sich mit der Nachhaltigkeit von digitalen und hybriden Konferenzen auseinander. Dabei verglich er u. a. die zusätzliche Wertstiftung digitaler Konferenzen mit deren Wertminderung aus der Teilnehmerperspektive. Zusätzliche wertstiftende Beiträge liegen im Klimaschutz, im effizienteren und flexibleren Zugang zur Veranstaltung, in der Verminderung von Inklusionsproblemen, im Gesundheitsschutz, geringerem sozialen Druck und der Erweiterung der Konferenz-Community. Wertmindernd wirken insbesondere die geringere Interaktions­qualität, die verminderte Aufmerksamkeit sowie Probleme durch unterschiedliche Zeitzonen und Datenschutz.

Ein besonderes Highlight der Eventkonferenz war in diesem Jahr ein Live-Talk zum Schwerpunktthema „Events und ,The New Normal‘“, der von Jan Kalbfleisch, dem Geschäftsführer des neu gegründeten Bundesverbandes Veranstaltungswirtschaft (fwd:) moderiert wurde. Mit dabei Ulrike Tondorf von Bayer als Vertreterin der auftraggebenden Indus­trie, Holger Niewind von Aventem und Colja Dams von der Vok Dams Group als Agenturvertreter, Marvin Böttcher von der Messe Dortmund, Melanie Heumann vom Handelsblatt als Medienvertreterin und als Vertreterin der Wissenschaft Prof. Dr. Cornelia Zanger. In der sehr offenen Diskussion ging es um die Veränderung der Veranstaltungsformate, das noch schwer einschätzbare Besucherverhalten, die Entwicklung der Budgets und das neue Kompetenzprofil der Fachkräfte in der LiveCom-Branche nach der Pandemie.

Weitere interessante Beiträge beschäftigten sich mit dem Einsatz von digitalen und hybriden Events in der Erwachsenenbildung, der Nachhaltigkeitskompetenz in Eventstudiengängen, dem ­präventiven Krisenmanagement in ­Kulturbetrieben oder einer App zur Bewältigung von Verlusterfahrungen in der Corona-Krise. 

Folgen für den Tourismus

Prof. Dr. Ulrich Holzbauer von der Hochschule Aalen stellte das interessante Tool S.A.F.E. zur Risikobewertung von Events vor, und auch Frau Prof. Dr. Mandy Risch-Kerst von den EVENTLawers hatte aufmerksame Zuhörer für ihre Ausführungen zur Weiterentwicklung von Vertrags-, ­Daten- und Haftungspflichten für Organisatoren von hybriden und digitalen vs. analogen Events.

In einer Abschluss-Session wurde die Entwicklung von Destinationen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie betrachtet. Prof. Dr. Bernd Schapping von der International School of Management stellte die Frage nach der Auswirkung von Corona auf die MICE- und Tourismus-Destinationen, die infolge von abnehmender Geschäftsreisetätigkeit und ­Reduzierung des Messe- und Veranstaltungsangebotes Überkapazitäten aufgebaut haben. Caroline Speth von der Technischen Hochschule Mittelhessen und Matthias Schultze vom German Convention Bureau arbeiteten schließlich die Bedeutung der physischen Destination in Deutschland als Wettbewerbsvorteil bei der Entwicklung von Veranstaltungs­konzepten heraus. 

Die Konferenz ist komplett über die Konferenzwebsite abrufbar: www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/eventforschung

Foto: Achim Kießig/TUCed

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Quelle: Messe & Event Magazin

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Kategorien: Messebau

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